Edition Nr. 7 steht kurz vor der Vollendung-

Harte Arbeit, derbe Sprüche ist ein Sammelsurium an Anekdoten und wahren Begebenheiten aus dem jüngeren Bergbau

„Denn wir tragen ja das Leder…“
In unserer heutigen Zeit wird gern übersehen, dass der Bergbau neben der Landwirtschaft
für die ganze Menschheit der wichtigste Berufsstand ist. Gerade der
Bergbau hat nicht nur das Ausmaß des materiellen Reichtums bewirkt, sondern
das Weltbild ganz entscheidend mitgeprägt, bedeutende kulturellen Leistungen
ebenso hervorgebracht wie den interethnischen Austausch gefördert.
In der Wahrnehmung von heute kommt der Strom aus der Steckdose, alle Informationen
von Google und die Kuh ist lila. Da nimmt es natürlich nicht Wunder,
wenn über eine der Grundlagen allen Lebens, die Rohstoffe und ihre Herkunft,
eine breite Unkenntnis im Lande herrscht.
Es gab Zeiten, da war das völlig anders. Als es noch ehrenvoll war, mit seiner
Hände Arbeit den Lohn zu verdienen, da wurde ein Satz geprägt: „Ich bin Bergmann,
wer ist mehr?“ Es mag zuerst wie Hochmut erscheinen, allein es ist schon
so, dass hier die Bedeutung der Rohstoffe und besonders desjenigen, der diese
an das Tageslicht bringt, auf den Punkt gebracht wird. Seit über 1000 Jahren ist
der Bergmannstand in Europa von besonderer Wichtigkeit. Wer hat den deutschen
Kaisern und Königen Gold und Silber beschert? Wer war es, der den Provinzfürsten
so manchen Taler in die Kasse springen ließ? Wenn wir uns in den
ehemaligen Bergbauzentren umsehen, sehen wir manchen Prunkbau, manche
Villa, die aus dem reichen Füllhorn des Bergbaus finanziert wurde; Dresden mag
hier als Beispiel dienen. In der mittlerweile schier unübersehbar gewordenen
Anzahl der Bergbaubücher vermisst man eigenartigerweise zumeist den, der den
Bergbau eigentlich betreibt: den Bergmann. Die Erklärung liegt in der Vita der
Fachautoren bedingt; sind doch viele dieser Autoren studierte Bergingenieure.
Damit sei nichts gegen diesen ehrbaren Beruf gesagt, jedoch ist jetzt klar zu erkennen,
dass wir von einem solchen Autor sicherlich häufig ein enzyklopisches
Wissen über alle Dinge des Montanwesens erwarten dürfen. Aber vor Ort körperlich
gearbeitet haben viele von ihnen nicht.
Auch der Bergverein zu Hüttenrode hat mit den bisher vorgelegten Büchern
der Hüttenröder Edition versucht, der Geschichte eines bedeutenden Harzer Bergrevieres nachzuspüren. Aber immer wieder fehlte etwas und das ist eigentlich
das Entscheidene; es sind die Erlebnisse und Erfahrungswerte welche die Bergleute,
die vor Ort arbeiteten, ihr eigen nannten. Es ist die Tragik des Berufsstandes
der Hauer, dass von denen kaum einer etwas zu Papier brachte. Denn sie haben
es erlebt, wenn der Berg zusammenbrach oder wenn Wassereinbrüche zur Katastrophe
wurden. Sie waren dabei, haben ihre Haut zu Markte getragen. Sie
wussten genau, worüber sie redeten.
Auf den folgenden Seiten finden wir die Visitenkarten einheimischer Bergbaubetriebe.
In den beigefügten Referenzen / Anzeigen ersieht man den hohen Grad
der Spezialisierungen dieser Firmen in der Berbausparte. Größtenteils auf dem
schwierigen Gebiet der Bergbausanierung tätig, haben sie die Herausgabe dieses
Buches erst möglich gemacht. Dafür unser tief empfundener Dank. Ebenfalls
danken wir herzlich dem Geologen und passionierten Bergbauforscher Sven
Schreiter für die „amtlichen Übersetzungen“ der bergbauspezifischen Fachausdrücke.
Im Glossar findet der Nichtbergmann die nötigen Erklärungen zum Verständniss
der Storys.
Wenn wir nun ein Buch mit bergmännischen Geschichten vorlegen, so ist durch
das vorher Gesagte klarer geworden, was der Herausgeber damit beabsichtigt. Ja,
vielleicht wird hier und da einigen Bergleuten ein kleines Denkmal gesetzt und
gelegentlich wird sich jemand wiedererkennen. Wichtiger ist es, dass der Leser
mitgenommen wird, auf eine Grubenfahrt bis an die Ortsbrust. Er soll mit uns
eindringen in die arbeiterliche Welt der Kumpels, der Steiger, Hauer, Förderleute
und Grubenhandwerker. Da geht es derb zu, denn Diplomatie ist die Stärke der
Kumpel nicht. Viele dieser Erzählungen haben das Zeug zu modernen Sagen.
Die alten Sagen sind sicher auch nicht viel anders entstanden. Wir finden darin
die Befindlichkeit eines ganzen Landstriches; des Harzgebirges, dessen Bewohner
viele Erfindungen für Bergbau, Metallurgie, Geologie und Mineralogie beigesteuert
haben. Dabei haben die Harzer im beständigen Austausch mit anderen Regionen
gestanden, beispielhaft dem Siegerland oder dem Erzgebirge. Auch nach Übersee
zog es den Harzer Bergmann, sei es aus Entdeckerlust oder purer Not. Amerika
und Australien waren bevorzugte Auswanderungsziele. Sicher werden sie auch
dort Proben des köstlichen Harzer Humors zum Besten gegeben haben. Der Herausgeber bedauert es, nicht selbst mehr das Harzer Platt zu „spräken“,
denn dann würden die moderneren Sagen sicher noch authentischer dastehen.
Aber auch so erfährt der Leser viel über die Arbeitswelt tief unter der Oberfläche.
Diese Welt ist den meisten von uns verschlossen. Manchmal scheint es, als ob
wir von entfernten Planeten mehr wissen, als von den Geheimnissen die gleich
unter dem Rasen unseres Vorgartens versteckt sind.
Das Buch behandelt die Bergbausparten ziemlich gleich; wir finden den Erzbergbau
gleichberechtigt neben dem Bergbau auf Salze, dem Festgesteinsabbau
und sogar der Aufsicht über alledem – dem Bergamt. Lediglich der Kohlebergbau
fehlt, er konnte im Harz zu keiner Zeit einen bedeutenden Platz einnehmen. Die
Geschichten sind allesamt wahr, sie haben sich zu unterschiedlichen Zeiten so
zugetragen. Die Erzähler waren „an der Basis“, haben im Laufe ihres Arbeitslebens
im Bergbau es selbst erlebt oder waren zumindest dicht dran.
So ist ein Kaleidoskop von Storys entstanden, sortiert nach Erlebnissen „auf
dem Schacht“ oder „ auf den Wegen zur Arbeit“ und bei fröhlicher Geselligkeit.
Ach ja und dann auch die Spitznamen, die bergen natürlich unendlich viele Deutungsmöglichkeiten
in sich.
Es sei nicht verschwiegen, dass die Autoren dieses Büchleins beim Abfassen
der nachfolgenden Geschichten bereits ihren Spaß hatten. Bei mancher Redaktionssitzung
schallte aus den geöffneten Fenstern ein heiteres Gelächter, stellten
sich doch die Autoren das Ganze bildlich vor.
Das wünschen wir Ihnen, lieber Leser, ebenfalls. Und wenn Sie darüber hinaus
etwas über unsere besondere, schwere, gefahrvolle und geliebte Arbeitswelt gelernt
haben, dann verstehen Sie, warum wir gar nicht anders können.
Die Kalksteinvorkommen im Raum Rübeland/Elbingerode sind noch immer unermesslich
und unter Hüttenrode liegt noch immer viel Eisenerz. Die Bergleute
hier pflegen weiterhin ihre Tradition und warten auf das nächste Berggeschrei…
Und grüßen noch immer mit
Glück Auf !